Swiss Moto 2020 - Harley-Davidson

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Im Rahmen der Swiss Moto 2020 sind wir von Gasoline Kitchen vor der offiziellen Eröffnung der freundlichen Einladung von Harley Davidson in die Zürcher Messehalle gefolgt. So ganz ohne Gedränge zum Harley-Stand im Untergeschoss zu schlendern, wo unser Medienfuzzi dann in Ruhe seine Bilder in den Kasten knipst, hat schon was. Durch die anschliessende Präsentation führte die Schweizer Marketing-Chefin von Harley, Cinzia Marangoni, in ihrer gewohnt charmanten Art. Zudem war das Miller Beer genau richtig gekühlt. Cheers!

Evolution

Als hauptsächlich verbaute Antriebsquelle des Model-Portfolios der Bikes aus Milwaukee dienen weiterhin luftgekühlte V2-Motoren, welche in unterschiedlichen Grössen daherkommen. An der Spitze des Hubraumgebirges stehen die 117cui (1923ccm) Achtventil-Drehmomentschweine in den äusserst feinen CVO-Modellen. Diese werksseitig angebotenen Edelbikes wollen auch fürstlich bezahlt werden, was jedoch wiederum eine gewisse Exklusivität verspricht. Und es lohnt sich, insbesondere die neue CVO Road Glide ist nicht nur bis ins Detail ein Augenschmaus, sie fährt sich auch absolut souverän…ich kann dies aus erster Hand bestätigen.

 

Auch mit der neuen Low Rider S findet nicht eine Revolution, sondern eine Evolution statt. Beim ersten, ausführlichen aufeinandertreffen mit dem Performance Cruiser in Südkalifornien hat mich die Agilität und Fahrdynamik doch nachhaltig überrascht. In einem anderen Beitrag mehr dazu.

 

Ich denke, dass die Traditionalisten auch im Modelljahr 2020 fündig werden, um sich die viel umschriebene Freiheit und «good vibrations» auf zwei Rädern in die Garage zu holen. Kleiner Tipp: wirf doch mal ein Blick auf die Fat Boy 30th Anniversary Limited Edition.

Revolution

Meiner Meinung tut Harley gut daran, den Horizont zu erweitern und über den Tellerrand hinaus zu schauen. Und das tun sie mit den beiden kommenden Modellen «Pan America» und «Bronx» auf eine appetitanregende Art und Weise. Ja, diese neue Motorengeneration hat keine verchromten Kühlrippen und zur Fieberprophylaxe fliesst Wasser in alle Winkel des Motors. Doch dem V2 bleibt man Treu, wenn auch in einer zeitgemässen Ausführung. Ich bin so was von gespannt auf die ersten Fahreindrücke! Meine Vermutung ist, dass die Bikes in ihrer Seele noch immer als Harleys zu identifizieren, aber technisch im 2020 angekommen sind. Diese beiden Modelle sind zweifelsfrei mehr Chance als Risiko… vorausgesetzt, sie fahren sich so, wie ihre vielversprechenden Eckdaten suggerieren.

Teufelszeug? Blasphemie?

Auch auf die Gefahr hin, die Hüter des heileigen V2-Grahls zu exorzistischen Teufelsaustreibungsritualen zu animieren, haben es die Leute aus Milwaukee gewagt, eine strombetriebene Harley zu bauen und marketingtechnisch volle Pulle zu pushen.

 

Kommt das gut? Sind die Risiken zur Imagezerstörung nicht doch grösser als die Chance, als innovativer Motorradhersteller wahrgenommen zu werden? Ich bin unschlüssig. In erster Linie, weil ich noch nie mit der «LiveWire» gefahren bin und aus diesem Grund halte ich mich mit einem Urteil sehr zurück. Dem Vernehmen nach soll sich das surrende Zweirad ausgewogen, dynamisch und sogar emotional über die Strassen scheuchen lassen. Und schwerer als die traditionellen Heavy-Metall-V2-Geräte ist dieses akkubepackte Zweirad auch nicht…im Gegenteil. Optisch finde ich es persönlich das stimmigste Elektrobike auf dem Markt und passt zur US-Marke.

Es gibt jedoch mindestens zwei objektive Makel: Dies wäre die Reichweite und die Ladezeit. Plus / minus 150km mit vollem Akku sind nicht die Welt, damit kommt man beispielsweise kaum ins Tessin, ohne den ersten «Tankstopp» zu planen, welcher dann nicht in fünf Minuten erledigt ist. Eine Tages- oder gar Wochenendtour muss entlang von Ladestationen gut geplant werden und entsprechend Zeit nimmt dies auch in Anspruch. Fahrzeit versus Ladezeit, das kann schon mal ins Ungleichgewicht kommen und auch die Freundschaft zu den mitfahrenden Biker-Kumpels mit den Benzinverbrennern wird auf die Geduldsprobe gestellt. Das geht für mich mit dem vielzitierten Freiheitsimage der Marke nicht ganz auf.

 

Aber hey, niemand wir gezwungen, eine LiveWire zu kaufen, es ist eine freie Entscheidung. Und ich vermute mal schwer, dass sich potenzielle Käufer im Vorhinein gut über die Vor- und Nachteile informiert haben und sich bewusst für etwas Neues, ganz Anderes entscheiden.

Eine vermeintliche Weisheit, welche selbsternannte Traditionalisten (oder ewig Gestrige) regelmässig von sich geben und ich nicht mehr hören kann, lautet: Das ist ja keine echte Harley mehr! Ja, was denn dann? Das Werk des Teufels? Es steht gut lesbar «Harley Davidson» auf dem Bike, es wird in den Werkshallen von Harley hergestellt und über ihre Händler vertrieben. Man kann es drehen und wenden wie man will, es ist eine waschechte HD!

Den oben zitierten Spruch muss sich eigentlich jeder Hersteller anhören, der etwas wagt und neue Wege geht. Und auch mir selbst ging dieser Sackgassen-Gedanke durch den Kopf, als ich die LiveWire zum ersten Mal gesehen habe. Vorurteile zeugen von Unwissen, da muss ich mich auch immer mal wieder an der eigenen Nase nehmen.

Autor: Roger Bilder: Markus

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