Short Facts

What?

Im Jahr 1978 hat Honda mit der CBX 1000 mal so richtig auf die Kacke gehauen! Sie hatten genug davon, dass die Konkurrenz mittlerweile ihrer vielgelobten CB750 Four davonfuhr. Und deshalb wurde der legendäre Sechszylinder-Rennmotor so richtig aufgeblasen, bis auf 1047ccm. Ganz so einfach ist es natürlich nicht, aber die Grundkonstruktion hat viele Gemeinsamkeiten. SECHS Zylinder, 24 Ventile, Sechs Vergaser, luftgekühlt und optisch ein Monument von einem Triebwerk. Der Aufwand war es in zweierlei Hinsicht Wert. Einerseits entstand so das erste (Gross)Serienmotorrad der Welt mit über 100PS, welches für damalige Verhältnisse in aberwitzigen 3,9 Sekunden auf 100 beschleunigte. Andererseits bescherte Honda den Fahrern mit dem BigBlock ein einzigartiges Klang- und Fahrgefühl, abgesehen vom reinen Leistungspotenzial. Das Drumherum wie Fahrwerk und Bremsen erntete weniger Komplimente, denn der Stand der 70er Jahre Technik war der Leistung nur begrenzt gewachsen. Was damals in der Fachpresse ein Problem war, ist heute, wo die CBX ein würdevoll gealtertes Oldtimermotorrad ist, kein Thema mehr. Denn einerseits ist mit moderner Bereifung vieles besser geworden und andererseits geht es bei einem 45 Jahre alten Töff auch nicht mehr um die letzte Performance oder Perfektion.

Unsere beflügelte Japanerin wurde im ersten Produktionsjahr geboren und ist in diesem Top-Originalzustand (den Honda-Serienauspuff gibt es dazu) nur mehr selten zu finden. Der legendäre Koloss hat also ein hohes Wertsteigerungspotenzial.

Zustand

Es ist nicht übertrieben, wenn wir den Zustand als absolut gepflegt beschreiben. Ein Service wurde vor kurzem gemacht, die Bereifung von Conti (Classic Attack) ist so gut wie neu und auch die nächste Veteranenzulassung auf der MFK muss erst wieder in fünf Jahren gemacht werden. Weder im Stand noch in Fahrt haben wir irgendeinen Mangel gefunden. Der Vorbesitzer (ehemaliger Präsident eines CBX-Clubs) hat dieser Honda über die Jahre zweifelsfrei viel Liebe und Aufmerksamkeit geschenkt. Als Goodie gibt es zur CBX noch die originale Betriebsanleitung dazu.

First Look

DER GERÄT! Es mag vielleicht nicht gendergerecht daherkommen, aber diese Maschine kann man getrost als ein waschechtes Männer-Motorrad bezeichnen. Gross, schwer und mit einem überbreiten Triebwerk unter dem wuchtigen Benzinfass…leider geil!

Wo sonst (ausser bei der etwas zierlicheren Benelli Sei) gibt es einen luftgekühlten Sechszylinder? Dieser Motor steht optisch wie akustisch im Zentrum des Geschehens. Doch auch das Drumherum im 70er-Japan-Style kann sich sehen lassen. Man sollte sich einfach nicht vom «SuperSport» Schriftzug verwirren lassen, denn dies ist eigentlich die Urkreation der heutigen Hyper-Nakedbikes. Machen wir doch mal eine Sitzprobe. Der Eindruck der schieren Grösse setzt sich in der Fahrerposition fort: Ein Mordsteil. Doch positiv verwunderlich ist, dass weder Arme noch Beine irgendwie in die Länge gezogen oder verrenkt werden müssen. Im Gegenteil, man sitzt richtig bequem auf diesem Unikum.

Der Ritt

Ikimasu! Worauf warten alle Petrolheads bei einer CBX1000? Klar, auf das Geräusch des verbrennenden Benzin-Luft-Gemisch. Um einen Vorgeschmack zu bekommen, klicke man sich durch diverse YouTube-Clips, wo diese Sechszylinder mittlerweile Kultstatus erreicht hat.

Doch zurück zu unserem Exemplar. Es muss gesagt werden, dass der Sound- und Fahreindruck in zwei Stufen eingeteilt werden muss. Erstmal mit der originalen Auspuffanlage, zu vergleichen mit kerniger Rockmusik in Zimmerlautstärke. Also gut hörbar und unterhaltsam, jedoch nicht einnehmend und alles übertünchend. Doch dann, mit der aktuell montierten Delkevic-Abgasentsorgungsanlage aus englischer Produktion, stehst du beim Rockkonzert in der vordersten Reihe, direkt vor dem Lautsprecherturm. Wie dieser Monstermotor nun seine Lebensäusserungen in die Welt hinausposaunt, ist unvergleichlich. Wem da die Nackenhaare nicht strammstehen, muss sich ernsthafte Gedanken um sein vegetatives Nervensystem machen. Sollten jetzt Fragen zu einem Teilegutachten oder zur Sozialverträglichkeit kommen: Nein und nein! Zu Risiken und Nebenwirkungen können sie weder ihren Arzt noch ihren Apotheker befragen, es hängt alles von ihrem Hang zur Anarchie beziehungsweise Konformität ab.

Kurz mal weg von der Akustik, hin zum Fahrerlebnis als Ganzes. Wie gesagt, die Sitzposition ist angenehm neutral und ohne weiteres auch langstreckentauglich. Das Fahrwerk sowie die Bremsen sind Stand der Technik von vor 45 Jahren und nicht zu vergleichen mit einem modernen Nakedbike. Doch, ein Riesengewinn bezüglich Handling und Fahrverhalten sind die neu aufgezogenen Conti Classic Attak. Denn aufgrund der aktuellen Pneu-Technologie im Klassikformat braucht es den Pass hoch keine Kraftakte und auch die Zielgenauigkeit samt der vertrauenserweckenden Stabilität machen richtig Laune. Es ist erstaunlich, wie man`s mit der Japanerin fliegen lassen kann, denn auch Schräglagenfreiheit ist mehr als genug vorhanden. Was man unbedingt einberechnen muss, ist die antiquierte Bremse am Vorderrad. Für ordentliche Verzögerung braucht es einerseits ordentlich Schmackes in der rechten Hand, doch anderseits ist die Gefahr eines spontanen Frontsaltos in Folge einer Schreckbremsung so gut wie nicht vorhanden. Alles in allem aber ein ausgewogenes Motorrad, das cruisen wie rasen kann.

Nun aber noch ein paar Worte zum Sechser-Bigblock in Fahrt. Kraft ist in allen Lebenslagen vorhanden und der beeindruckende Durchzug wandelt sich ab etwa 5000 U/min zunehmend in stürmisches Anreissen. Wie muss das in den 70ern geflasht haben, als alles über 60PS schon als richtig schnell galt. Die Bezeichnung «Triebwerk» passt hier perfekt, denn das gerippte Kunstwerk treibt vehement vorwärts. Vibrationen? So gut wie nicht vorhanden. Eine breite Kurbelwelle, auf welcher sechs kleine Kolben (mit Einzelhubräumen von lediglich 147,5ccm) ihre Arbeit verrichten, garantieren einen seidenfeinen Motorlauf. So kann im fünften und letzten Gang knapp über Standgasdrehzahl gemütlich durch das Dorf flaniert werden. Wenn man`s dann am Ortsausgang wissen möchte, einfach ein paar Gänge runtertreten, die Brause auf Durchzug stellen und: Einmal festhalten bitte!

Wie weiter oben schon beschrieben, hängt die subjektive Intensität des Fahrerlebnis auch von der montierten Auspuffanlage ab. Die Delkevic, welche dem Motor noch mehr Drehfreudigkeit und Spitzenleistung einhaucht, jagt dir bei jeder Beschleunigungsorgie mit Garantie einen Schauer über den Rücken! Im Umkehrschluss kann die Brülltüte auf Dauer aber auch zu viel des Guten sein. Das originale 6-in-2-Teil bietet zwar nicht so ein Spektakel, es ist aber nicht nur akustisch beruhigend, weil man damit auch jeder Wegelagerei der Staatsgewalt mit gutem Gewissen entgegensehen kann.

Zuletzt noch ein paar Zeilen zu der raren Technik. Honda legte damals schon grossen Wert auf Zuverlässigkeit und Haltbarkeit. Mit regelmässiger Pflege und Wartung ist dieser Kraftblock eigentlich nicht klein zu kriegen und es gibt verhältnismässig viele Exemplare, welche locker über 150`000km auf dem Buckel haben, ohne einmal geöffnet worden zu sein. Wichtig ist, dass sich ein CBX-Kenner den grösseren Wartungsarbeiten annimmt. Ein kleiner Service ist jedoch ganz unkompliziert und auch Verschleissteile wie beispielsweise Bremsbeläge oder dergleichen sind noch gut zu bekommen. Das alles ist definitiv nicht selbstverständlich für ein Veteranenfahrzeug. Wer also ein beängstigend schnelles, zuverlässiges, älteres Eisen mit unvergleichlicher Technik sucht, müsste bei Gelegenheit mal bei uns vorbeischauen und diese CBX genauer ins Auge fassen.

Short cut

Japan-Kultbike aus den 70ern, mit einzigartigem Sixpack.

Noch mehr Bilder von diesem Brocken von Motorrad findest Du in unserer Galerie. Solltest Du Fragen zu diesem Bike haben, benutze bitte das untenstehende Formular. Wir werden uns zeitnah bei Dir melden.

Sold!