Short Facts

Motor

Leistung

Gewicht

Baujahr

Kilometer

R3 981ccm

78 PS

220kg

1976

4'500 seit Restauration

What?

Eine italienische Perle, optisch wie technisch. Mitte der 70er Jahre war die 1000er Laverda mit dem 180-Grad-Dreizylinder so ziemlich das Schnellste und Aufregendste, was man ab Stange kaufen konnte. Ein voller Liter Hubraum, dazu ein Rahmen, welcher sich auch bei vollem Leistungseinsatz nicht in alle Richtungen verbog und auch Bremsen, die für damalige Verhältnisse Biss hatten. Im Vergleich zu vielen kleinen (erst recht italienischen) Herstellern, wo es damals um die Zuverlässigkeit und Robustheit meist nicht so gut bestellt war, machten die Konstrukteure bei Laverda auch in dieser Hinsicht einen besseren Job. Denn bei regelmässiger Wartung und Pflege, ist so eine 3CL nicht so schnell in die Knie zu zwingen.

 

Schon damals waren die Motorräder aus Breganze keine Massenprodukte und heute gilt ein gut erhaltenes Exemplar als absolut stilsicheres Fahr- sowie Sammelzeug.

Modifikationen

Nebst einer Komplettrestauration sind nur technisch sinnvolle Modifikationen gemacht worden, wie beispielsweise eine zuverlässige Elektrik, ein verbesserter Ölkreislauf oder die Verwendung von Präzisionslager. Optisch sticht die periodengerechte Halbschale samt Rundscheinwerfer und der Solohöcker als erstes heraus.

 

Wichtig: Dies ist nachweisbar ein Matching Numbers Bike, wo der Rahmen und der Motor nummerntechnisch zusammengehören. Also kein «Frankenstein» mit Ersatzmotor oder dergleichen.

Wie neu?

Ich würde behaupten, besser als neu! Denn diese Laverda wurde bis auf die letzte Schraube zerlegt und auf allerhöchstem Niveau restauriert. Die Qualität der bis ins Detail durchdacht ausgeführten Arbeiten sind für uns, nicht übertrieben, die neue Messlatte. Eine Auflistung von all den Arbeiten würde diesen Text sprengen, aus diesem Grund findest du anschliessend eine Datei, wo alles aufgeführt ist. Zudem ist die Restauration von A bis Z dokumentiert und es gibt unzählige, fein säuberlich sortierte Rechnungen, Quittungen und Dokumente dazu.

 

Eine aktuelle Veteranenzulassung in der Schweiz, welche noch für weitere fünf Jahre gültig ist, versteht sich eigentlich von selbst. Die komplette Dokumentation der Restauration findest du hier.

First Look

Orange, knallendes Laverda-Orange, die Hausfarbe des norditalienischen Herstellers. Und eine Optik, die italophile Fans der 70er nicht kalt lassen kann. Aufgrund des vorhin beschriebenen Zustandes stelle ich mir als erstes die Frage, ob denn die Produktion in Breganze für eine Neuauflage der Tausender wieder aufgenommen wurde. Wurde sie natürlich nicht, denn dieser Hersteller ist seit längerer Zeit leider Geschichte. Kurze Nebenbemerkung: Wie schaffen es unzählige kleine, italienischer Motorradhersteller immer und immer wieder, solch rattenscharfe Geräte herauszubringen, um früher oder später wieder Pleite zu gehen? Es ist so schade, wenn das längerfristige, betriebswirtschaftliche Denken den «Emozioni» derart hinterherhinkt. Aber irgendwie gehört das halt auch dazu, und spätestens ein paar Jahrzehnt später ist der Mythos dieser Hersteller von anno dazumal umso grösser.

 

Firmenpleite hin oder her, hier und jetzt hat mich dieses Schmuckstück so was von erwischt. Und jede/r mit nur etwas Benzin im Blut wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht unbeeindruckt bleiben.

Der Ritt

Bei der ersten Sitzprobe fällt auf, dass dies doch ein recht grosser Töff ist und es sich nicht um ein kleines Spielzeug handelt. Man sitzt in der typischen, für damals sportlichen und eher lang gestreckten Sitzposition drauf. Sozusagen ein Ganzkörper-Retrofeeling. Dies setzt sich akustisch fort, denn der luftgekühlte Dreizylinder mit dem ungewöhnlichen 180-Grad Hubzapfenversatz tönt unverwechselbar. Doch vor dem Starten des Triebwerks braucht es ein paar fast in Vergessenheit geratene Handgriffe, nämlich links und rechts je einmal den Benzinhahn in die Senkrechte positionieren, den Schlüssel nach rechts drehen, den Choke-Hebel am linken Stummellenker nach hinten ziehen und erst dann den Startknopf drücken. Welch herrliches Ritual und zur Belohnung erwacht der Drilling zum Leben.

 

Go for a ride. Nach dem kräftigen Zug an der Kupplung muss ich nochmals nachhaltig in die menschliche Festplatte, auch Gehirn genannt, folgendes einbrennen: rechts schalten, rechts schalten, rechts schalten! So, das sollte nun abgespeichert sein. Also mit dem rechten Fuss den ersten Gang reindrücken und los geht`s. Auf den ersten Warmfahr-Kilometer fällt auf, dass sich alles nach guter alter Mechanik anfühlt, aber doch unkompliziert zu handhaben ist und keine Tücken zu meistern sind. Schnell komme ich mit der Laverda auf Betriebstemperatur. Was für ein Genuss, mit diesem Bike über die Landstrasse zu gleiten, der subjektive Coolnessfaktor steigt bei jeder Kurbelwellenumdrehung steil nach oben. Genau dieses schwierig zu beschreibendes Gefühl, quasi auf einer Zeitmaschine ins Jahr 1976 getragen zu werden, kann einfach kein neues Motorrad in Retro-Optik auch nur annähernd bieten.

 

Normalerweise berichte ich bei Oldtimern wenig über die Fahrdynamik, aber hier lohn es sich, ein paar Worte drüber zu verlieren. Der Motor dreht sehr gleichmässig hoch, bekommt bei steigender Drehzahl immer mehr Biss und der Sound ist zum Niederknien. Klar, 78 PS sind für heutige Verhältnisse nicht die Welt, aber es sind halt doch 1000ccm und ich kann mir vorstellen, dass das vor gut 40 Jahren gefühlt eine Rakete war. Leistung fehlt mir auf jeden Fall zu keiner Zeit, denn bei Bedarf kann man`s schön fliegen lassen. Noch mehr hat mich aber das Fahrverhalten im Gesamten überrascht. Absolut stabil liegt sie Italienerin auf der Strasse, sowohl geradeaus wie auch in Schräglage und auch auf der Bremse macht sie keine Zicken. Kein Gewackel, sie hält die Linie unbeirrt und vermittelt damit viel Sicherheit. Neben der soliden Grundkonstruktion ist dies sicher auch ein Verdienst der gewissenhaften Restauration mit den rundum verwendeten Präzisionslager. Schon speziell, wenn man ein über 40jähriges Motorrad fährt und es fühlt sich wie frisch ab Werk an.

 

Was gibt es sonst noch zu berichten? Als Fahrer sollte man nicht eine allzu introvertierte Persönlichkeit besitzen, denn man fällt doch ein wenig auf, jedoch im positiven Sinn. An der Tankstelle oder auf dem Parkplatz vor dem Stamm-Café muss man damit rechnen, auf dieses Schmuckstück angesprochen zu werden und natürlich auch Komplimente bekommt. Das ist echt ein Phänomen, egal ob Töff oder Auto, sobald man mit einem (zwangsläufig auffälligen) Oldtimer um die Ecke kommt, ist die Toleranz und Akzeptanz um so vieles höher als mit einem neuen, auffälligen Fahrzeug. Beim Anblick eines «alten Eisens» wird der Fahrer nicht die Protz-Schublade gedrückt, sondern anerkennend in die Stil-Schublade eingebettet. Die unterschiedliche Wertung kann ich irgendwie nicht ganz nachvollziehen, denn jede/r soll am eigenen Untersatz seine Freude haben dürfen. Sozialverträgliches verhalten vorausgesetzt. Zurück zur Laverda. Damit kannst du beispielsweise locker an einem Italotreffen für Aufsehen sorgen oder auch an einer Concours d`Elegance (am besten in Como) teilnehmen. Wetten, dass diese 1000er da wie die Faust aufs Auge passt?

 

Überhaupt liegt darin ein grosser Teil des Reizes, dass man einerseits eine sehr zuverlässige, unterhaltsame und einmalige Maschine fahren und andererseits für angemessenes Geld auch ein Unikat in Sachen Optik, Zustand und Authentizität samt eingebautem Werterhalt sein Eigen nennen kann.

 

Um sich vom Zustand und dem Dolce-Vita-Flair, welches diese Laverda 3CL eimerweise versprüht, ein eigenes Bild zu machen, kommst du am Besten vorbei. Aber Obacht, es kann passieren, dass du das in deiner Netzhaut eingebrannte Orange nicht mehr loswirst.

Short cut

Una PERLA arancione!

Noch mehr Bilder von der orangen Italienerin findest Du in unserer Galerie. Solltest Du Fragen zu diesem Bike haben, benutze bitte das untenstehende Formular. Wir werden uns zeitnah bei Dir melden.

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Disclaimer

Nach dem kräftigen Zug an der Kupplung muss ich nochmals nachhaltig in die menschliche Festplatte, auch Gehirn genannt, folgendes einbrennen: rechts schalten, rechts schalten, rechts schalten! So, das sollte nun abgespeichert sein. Also mit dem rechten Fuss den ersten Gang reindrücken und los geht`s. Auf den ersten Warmfahr-Kilometer fällt auf, dass sich alles nach guter alter Mechanik anfühlt, aber doch unkompliziert zu handhaben ist und keine Tücken zu meistern sind. Schnell komme ich mit der Laverda auf Betriebstemperatur. Was für ein Genuss, mit diesem Bike über die Landstrasse zu gleiten, der subjektive Coolnessfaktor steigt bei jeder Kurbelwellenumdrehung steil nach oben. Genau dieses schwierig zu beschreibendes Gefühl, quasi auf einer Zeitmaschine ins Jahr 1976 getragen zu werden, kann einfach kein neues Motorrad in Retro-Optik auch nur annähernd bieten.