Short Facts

Motor

Karosserie

Getriebe

Antrieb

Zulassung

Kilometer

5.9L V8

Cabriolet

Automatik 3-Gang

Heck

Veteran bis 2023

28'300 (abgelesen)

Himmlisch blau

Ja, der Polara polarisiert. Die einen brauchen etwas Gewöhnungszeit, die anderen sind vom ersten Augenblick an hin und weg. Ich gehöre zu den ersteren, als ich dieses himmelblaue Cabriolet das erste Mal auf einem Foto gesehen habe, war ich mir nicht so ganz sicher, was ich von dem Design halten sollte. Diese umgedrehten Heckflossen, irgendwie wurden wir nicht auf Anhieb Freunde. Bis zu dem Tag, an dem ich das Auto live und in Farbe gesehen habe. Von dem Moment an war ich auch von dem überzeugt, was man mir telefonisch geschildert hatte; dieses Auto war eine Ausnahme, ein echtes Juwel unter vielen Steinen. Diese Formen, diese Linien, diese Schwünge, dieser Innenraum. Als ich dann auf die obligatorische Probefahrt ging war es passiert, ich hatte wirklich das Gefühl, dass dieses Auto eines jener Fahrzeuge ist, welche man nur einmal im Leben spüren und erfahren darf. Wir Schweizer sagen ja gerne "speziell", wenn wir höflich sagen möchten: "Geht so". Aber dieser Polara ist wirklich speziell, in all seinen positiven Charakter- und Designeigenschaften. Und, in der Liebe, welche seine vier Schweizer Vorbesitzer dem Auto haben zukommen lassen. Davon zeugen vier Bundesordner voll mit Geschichte, Belegen, Literatur, Korrespondenz, Fotos von der Restauration in den Jahren '83 bis '85. Aber der Reihe nach.

512 Stück

Ich muss gestehen, dass meine Grundkenntnisse über diesen speziellen Dodge Polara eher überschaubar waren. Ich wunderte mich auch ein wenig, warum mir dieses Auto nie aufgefallen war und warum ich in meinem mittlerweile ziemlich grossen Fundus an Bildmaterial von Autos kein einziger dieser 61er Polaras zu finden war. Nun, nach einiger Recherche war mir klar, warum dieses Auto ein wenig ein blinder Fleck auf unserer Linse war, es gab davon nur 512 Stück. Und von diesen 512 Exemplaren haben es nur zwei Stück bis in die Schweiz geschafft, offiziell importiert durch die Automontage Schinznach. Mir wurde schnell klar, dass wir hier von einem extrem seltenen Auto sprechen. Eines, welches auch bei Marilyn Monroe in der Garage stand.

Die Liebe

Als man mir gesagt und auch auf einer Menge Papier gezeigt hat, dass dieses Auto vor rund 34 Jahren restauriert wurde, habe ich erstmal reflexartig die Augenbrauen hochgezogen. Leider, und das lässt sich nicht abstreiten, sind Restaurationen in diesem Alter oftmals schon wieder an dem Punkt, wo man sich über eine erneute Restauration Gedanken machen muss. Das ist hier allerdings definitiv nicht der Fall. Es ist absolut nicht von der Hand zu weisen, dass man dieses Auto nicht nur gewaschen und getankt hat, man hat auch sehr viel Sorge zu ihm getragen. Hiervon zeugen zahllose Rechnungen und Belege von Wartungen, kleineren Reparaturen und Pflege, alles auf einem überdurchschnittlich hohen Niveau. Und es beweist, dass solche Autos über viele Jahrzehnte Freude machen können, sofern man einige Dinge beachtet und keinen Investitionsstau aufkommen lässt. Das zahlt sich aus, das Ergebnis steht nun in einer unserer Garagen und sieht unverschämt gut aus. Man kann den Vorbesitzern eigentlich nicht dankbar genug sein, dass sie dem Auto so viel Liebe haben zukommen lassen. Deshalb, auch von unserer Seite als Petrolheads: Danke euch, es ist uns eine Ehre.

Der Innenraum

Der Innenraum ist einfach nur eine fantastische Zeitkapsel, zurück in die Zeit, als Autos gerne auch mal aus der künstlerisch-verrückten Perspektive betrachtet wurden. Und diesem Aspekt wurde man auch bei der Restauration des Innenraums gerecht. Die Sitze und Türblätter sind mit echtem Leder bezogen worden, genauso wie das Armaturenbrett, welches sehr hochwertig lackiert wurde. Geschmückt wird der Innenraum von vielen Chromteilen und Knöpfen, selbstverständlich sind auf den Knöpfen Polarsterne zu finden. Der Knaller ist allerdings der Tacho, welcher lichtdurchlässig ist. Was für ein wunderschönes Stück Technik, am Tag wie bei Nacht. Und gerade Fahrten bei Nacht sind in diesem Polara sehr speziell, die grün hinterlegten Anzeigen und Knöpfe versprühen wirklich den Eindruck, als ob man mit diesem Auto tatsächlich auch zum Mond fliegen könnte. Allgemein, man fühlt sich im Polara sehr geborgen, das Auto versprüht eine gewisse Grundsicherheit beim Fahren, nicht zuletzt wegen diesem wunderschönen und angenehmen Innenraum. Ebenfalls äragerecht, ein funktionierendes 8-Spur Tonband. Das zweifarbige Lenkrad ist frei von Abnutzungen und hat keine Risse. Lediglich die Lenkradnabenabdeckung besitzt eine ehrliche Patina. Die achtfach verstellbare Sitzbank funktioniert kräftig und tadellos.

 

Ebenso wurden auch die Teppiche komplett ersetzt, haben aber im Laufe der Jahre den einen oder anderen Fleck abbekommen. Der Geruch im Innenraum ist sehr angenehm, vor allem dann, wenn man das Dach herunterlässt und die Natur den Geruch im Innenraum bestimmen lässt. Das elektrische Verdeck funktioniert wunderbar und ist sogar überraschend dicht, nicht selbstverständlich bei einem amerikanischen Cabriolet aus dieser Zeit. Die rundum elektrischen Fenster gehen ebenfalls tadellos und alle Schalter funktionieren. Aktuell ist die Benzinuhr leider ohne Leben, da würden wir uns aber noch darum kümmern. Im Handschuhfach findet sich noch eine zusätzliche Temperaturanzeige, welche über den wichtigsten Vitalparameter der Maschine zuverlässig informiert. Die Uhr tickt und geht, leider aber nicht mehr sehr genau und wenn ich ehrlich bin, die Darstellung der Zeit ist etwas gewöhnungsbedürftig, ich habe einen Moment gebraucht bis ich verstanden habe, dass es sich bei eben dieser Anzeige um die Uhr und nicht um einen Kompass handelt. Zeitdruck sollte in diesem Auto allerdings keine Rolle spielen, wer den Polara fährt, wird die Zeit schnell vergessen, auch weil das Auto so zuverlässig be- wie entschleunigt.

Dynamik

Hubraum ist durch nichts zu ersetzen als durch noch mehr Hubraum. Und davon hat der Polara genügend. Das zeigt sich in der Souveränität, mit welcher dieses knapp zwei Tonnen schwere Auto mühelos, ja fast schon sportlich vorwärtsdrängt. Natürlich ist der Polara kein Sportwagen, eher das Gegenteil ist der Fall. Die servounterstützten Trommelbremsen rundum packen gut zu und sind auch erstaunlich leicht zu dosieren. Kurven sind dank einer leichtgängigen Servolenkung ein leichtes, sofern man beachtet, dass die Bereifung und auch die Fahrwerkstechnik dem Stand von 1961 entspricht. In Kombination macht dies den Polara zu einem sehr entspannten Cruiser mit Reisequalitäten, welcher, wenn's denn sein muss, auch mal sehr zügig vom Fleck weggeht. Die TorqueFlite Automatik mit drei Gängen schaltet sehr entspannt und weich, harmoniert wunderbar mit dem drehmomentstarken V8 und ist ebenfalls geprägt von der Raketenära der späten 50er und frühen 60er, hier wird nicht gehebelt, hier werden Tasten gedrückt. Das erinnert ein wenig an eine alte Jukebox, Knopf drücken, Sound geniessen. Apropos Sound, dieser amerikanische V8 gehört nicht zu jenen Exemplaren, welche übermässig Präsenz entwickeln. Das Auto ist fast schon leise, ohne jedoch einen Hehl daraus zu machen, dass da ein grosser Achtzylinder für den Vortrieb sorgt. Man merkt, das Auto war zum Reisen gedacht, weniger zum Rasen. Und ich kann mir gut vorstellen, dass man in diesem Auto auch mal 1000 Meilen an einem Stück runtergerissen hat, lediglich unterbrochen von ca. drei Tankstopps.

Zustand

Jetzt muss ich ausholen. Nicht bis zum Mond, aber dennoch. Das Auto wurde von 1983 bis 1985 von diversen Fachbetrieben nachvollziehbar komplettrestauriert, und zwar aus dem Kern heraus. Davon zeugen vier Bundesordner voll mit Belegen, Rechnungen, Korrespondenz und vielen Bildern. Ebenso finden sich in diesen Ordnern ein komplettes Reparaturhandbuch und diverse Literatur zu dem Auto. Noch selten haben wir eine dermassen gut dokumentierte und vor allem durchgeführte Restauration in unseren Händen halten dürfen. Und ja, es braucht beide Hände dazu. Dementsprechend ist auch nachvollziehbar, warum dieser Polara auch rund 34 Jahre nach der Restauration noch so gut dasteht. Gutes Handwerk zahlt sich einfach aus.

 

Angefangen bei der Aussenhaut; die Lackierung ist ohne Kritik und immer noch da, wo sie hingehört; auf dem Blech. Es finden sich keine Abplatzer, Risse oder sonstige Zeugen einer alternden, minderwertigen Lackierung. Ebensowenig finden sich an der Karosserie Dellen, Beulen, Schrammen oder sonstige Beschädigungen. Auch irgendwelche Lackausbesserungen mit einem Pinselstift oder ähnliches sucht man vergebens. Die ganzen Chromapplikationen sind frei von Oxidationen oder Beschädigungen. Lediglich die Stossstange an der Front scheint mal einer Kaltverformung zum Opfer gefallen zu sein, etwas was jedoch nur bei genauer Betrachtung auffällt. Der Kühlergrill, die Schweinwerfereinfassungen und alle Embleme sind oxidationsfrei und an ihrem vorgesehenen Platz. Die mehrteiligen Radkappen sind alle frei von Deformierungen. Das Verdeck sitzt stramm und ist ohne Schäden. Rost haben wir keinen gefunden, das Auto wurde seit der Restauration nur in Garagen gelagert und nur bei schönem Wetter bewegt.

 

Der Innenraum ist in ausserordentlich gutem Zustand, knapp über dem eines Neuwagens. Nichts klappert, scheppert oder ist defekt. Die Sitze sind frei von Rissen, Löchern oder übermässigen Abnutzungserscheinungen. Aller Armaturen- sowie die Innenraumleuchten funktionieren gleichmässig hell. Die Benzinuhr ist aktuell defekt. Die Bodenteppiche haben aktuell im Fahrerfussraum ein paar Flecken. Das Leder auf dem Armaturenbrett sowie der Lack auf demselben sind im Neuwagenzustand. Keine Kratzer, Schrammen oder Spuren von zu ambitionierter Pflege.

 

Das Auto ist von der gesamten Erscheinung her nicht nur optisch ein Hingucker, auch technisch hat man dem Auto viel Liebe zukommen lassen. Sämtlicher Reparaturen und Ersatzteilbeschaffungen sind vollumfänglich dokumentiert und es besteht kein Zweifel, dass das Auto keinen Reparatur- oder Investitionsstau hat. Reinsetzen, losfahren und dabei eine fantastische Zeitreise geniessen.

Originales und Originelles

Das Auto ist absolut original und entspricht, abgesehen von der Lackierung (Zweiton-blau statt uni weiss) dem Auslieferungszustand. Lediglich der Curb-Feeler auf der Beifahrerseite und das Achtspurtonband sind nachträglich dem Auto hinzugefügt worden, sind allerdings periodenkorrekt. Zu dem Auto kommen noch diverse Ersatzteile dazu (vier Kartons voll), welche die Vorbesitzer über die Jahre gesammelt haben. Ein nachgedrucktes Handbuch und zwei Schlüsselsätze sind ebenfalls bei dem Auto dabei. Die gesamte Besitzerhistorie und die vier Bundesordner mit der schriftlichen sowie bebilderten Dokumentation der Restauration sind selbstverständlich auch dabei. Ein Reparaturleitfaden auf Papier sowie in digitaler Form gehören ebenso zu dem Polara.

Technisches und Optionen

Der Polara hatte nicht viele Optionen, weil, das Auto war für die damalige Zeit schon ziemlich luxuriös und üppig ausgestattet. Bei diesem Exemplar wurden folgende Optionen geordert:

 

  • Windschield Washers (Scheibenwaschdüsen mit Fussschalter)
  • Power Windows (elektrische Fenster)
  • Padded instrument panel (gepolstertes Armaturenbrett auf der Beifahrerseite)
  • Power Seats (elektrische Sitze)

 

Das wars dann auch schon mit den Optionen. Und, es gibt auch nichts, was man vermissen würde. Das Auto fährt sich auch im 21. Jahrhundert noch frisch und mühelos, lediglich das mit der Parkplatzssuche ist so ein Ding, der Polara braucht hierfür rund 5.4 Meter in der Länge und zwei Meter in der Breite, also, plus noch einen halben Meter um ein- und auszusteigen.

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