Short Facts
Motor
Karosserie
Getriebe
Antrieb
Zulassung
Kilometer
Zustand
Reihe 6
Coupé
4-Gang manuell
Heck
Veteranenstatus
8'000 (abgelesen)
1-
Der Anfang
Wenn man von Supersportwagen spricht, dann fallen normalerweise die bekannten Namen zuerst; Ferrari, Lamborghini, Bugatti, Porsche und McLaren (Liste ist selbstverständlich nicht vollständig). Aber Mercedes-Benz? Das sind doch jene, welche Taxen, SUV's und Sprinter bauen, weniger denn eben die Rekorde jagenden PS-Monster als feste Grössen auf der Nordschleife. Aber wer hat eigentlich damit angefangen, auf Rennwagen basierende Supersportler für Hans Meier zu bauen? Porsche? Nö. Ferrari? Nicht direkt. Zugegeben, die Frage an den Leser ist eher rhetorisch gemeint, weil die Antwort auf diese Frage gerade auf deinem Bildschirm ca. 1.3 Millionen Pixel an Platz einnimmt. Ja, es war genau dieses Auto, welches die Fahrzeugklasse der Supersportler nicht nur salonfähig, sondern des roten Teppichs würdig gemacht hat. Unten drunter ein Gitterrohrrahmen, oben rum die wohl eindeutig schönste Karosserieform aller Zeiten. Kaum ein Auto aus deutscher Serienproduktion (1400 Stk.) hat vorher und nachher so viel Glamour verströmt und war gleichzeitig auch noch das schnellste, was man für eine Menge Geld kaufen konnte. Nicht zuletzt deswegen fanden auch viele Autos ein Zu Hause in prominenter oder gar majestätischer Garage. Dieses Exemplar hier, war die Nummer 125, welche vom Band gerollt ist und stand in der Produktionslinie drei Autos hinter jenem, welches Gunter Sachs erworben hatte.
Der Mythos und die Ikone
Eigentlich war das ja alles ein wenig Zufall. Diese so ikonischen und unverwechselbaren Flügeltüren (Gullwings) war weniger ein gewolltes und mutiges Designkonzept, es ging halt einfach nicht anders. Konstruktionsbedingt liessen sich an dem SL keine herkömmlichen Türen mit den Scharnieren an der A-Säule befestigen. Unter den hohen Seitenschwellern verläuft nämlich eben jener, übrigens sehr leichte Gitterrohrrahmen, welchen man quasi fast unverändert aus den Rennversionen des 300 SL übernommen hatte. Und damit verlieh man dem Auto nicht nur ein technisches, aber vor allem ein optisches Alleinstellungsmerkmal, welches an Exklusivität nicht zu überbieten war. Und es war ursprünglich auch nicht wirklich geplant, diesen zivilen Ableger aus dem Motorsport überhaupt in Serie zu bauen. Max "Maxie" Hoffmann, seines Zeichens Autohändler in den USA war derjenige, welcher den Stein ins Rollen brachte. Er wollte nicht nur einen 300 SL als Strassenversion haben, er wollte gleich 1000 Stück und damit dem US-amerikanischen Markt, sagen wir mal, bereichern. Damit hat er beim damaligen Vorstand der Daimler AG einen Nerv getroffen. Schlussendlich gingen ca. 1'100 Stück zu Uncle Sam, über die restlichen 300 Stück musste sich der Rest der Welt streiten. Der Rest ist Automobilgeschichte.
Showstopper
Kienle Automobiltechnik sehen kann, man kann sie auch riechen. Was den Innenraum anbelangt, kann man sie auch tatsächlich hören. Wer die Türen schliesst stellt fest, dass das Schliessgeräusch ebenso seinesgleichen sucht. Es klingt weniger wie eine normale Autotür, sondern eher wie ein grosser Gefrierschrank. Wumpf! Zu.
Von aussen sieht es, und das will etwas heissen, tatsächlich noch viel besser aus. Es gibt kaum eine Perspektive, also eigentlich keine, aus welcher der Gullwing nicht wie eine völlig unwirkliche Mischung aus Auto, Design und Technik daherkommt. Man hat unweigerlich den Gedanken; "Warum sollte man eigentlich ein Auto anders zeichnen?".
Der Innenraum
Willkommen in der filigranen Opulenz des 300 SL'. So komplex, wie der 198er damals in seiner Technik war, so einfach war dessen Bedienung. Und das ist verständlich, es war schliesslich das Ziel der Konstrukteure, das Auto trotz seines Rennwagenkerns auch für jedermann und jedefrau zum alltäglichen und charmanten Begleiter zu machen. Dabei hat man nicht vergessen, dass das Auto auch für Copiloten angenehm sein soll. Nicht nur, dass man dort eine Heizung mit separater Regelung verbaut hat, es gab auch noch eine Hupe für den Beifahrer. Genau, der Copilot konnte nach eigenem Ermessen Hupen, soviel er wollte, ein Druck auf den Knopf neben dem Zigarrenanzünder genügte.
Schäden? Keine. Abnutzungserscheinungen? Nirgends festzustellen. Dafür aber ein wunderschönes Kofferset, welches für die eher rudimentären Volumen des eigentlichen Kofferraums entschädigen. Dort macht sich nämlich ein originales Notrad, ein originales Werkzeugset und ein originaler Wagenheber breit und lang.
Dynamik
215 PS und 280 Nm. So viel Leistung bringt der Reihensechszylinder mit drei Litern Hubraum und einer komplexen mechanischen Direkteinspritzung, welche übrigens gerade eben von der Firma "Swiss Classic Car" komplett überholt wurde. Und auch hier müssen wir mehr als nur ein Lob aussprechen. Als Marco, Tommaso und Daniel bei uns den Erstkontakt hatten mit dem damals noch kränkelnden 300 SL hatten fiel uns sofort auf, dass man hier nicht nur Freude, sondern sehr, sehr viel Leidenschaft für die Materie, die Marke und speziell, für den Gullwing hat. Absolut erfrischend und in höchstem Masse professionell. Apropos frisch....
Nun, da wir diesen Benz das letzte mal um 2016 (er)fahren durften, benötigte es einer Auffrischung. Also, eigentlich nicht, weil, so ein Auto bleibt in den Gehirnwindungen auch nach so vielen Jahren noch absolut präsent. Umso schöner zu sehen, dass der Sternträger keine seiner Tugenden eingebüsst hat. 215 PS auf rund 1'300kg Leergewicht, das ist eigentlich nicht gerade wenig und vor allem nicht für ein Auto mit 65 Jahren auf dem Zähler. Also ja, das Auto marschiert ab 4'000 Umdrehungen ordentlich und ich mag mich mal aus dem Fenster lehnen, aber die von Hoeckle neu aufgebaute Maschine hat vermutlich ein paar Pferde mehr als die 215 werksverbauten Fluchttiere. Da Auto ist, auf seine wirklich sehr spezielle Art, schnell und vermittelt ein angenehmes Mass an Zuversicht. Nicht zuletzt wegen der Lenkung, welche sehr direkt, aber nicht zu giftig Richtungswechsel so umsetzt, wie man sich das als Fahrer wünscht. Aber Vorsicht....
Die Hinterachse will erhört sein. Mutwillig herbeigeführte Lastwechsel in schnell gefahrenen Kurven sollte man sich vorher gut überlegen, denn die hintere Hälfte des Benz' hat Tendenzen zum Ausfallschritt. Man muss sich ein wenig bewusst sein, so einfach und leicht wie sich der SL im normalen Strassenverkehr fährt, er ist im Herzen immer noch ein Rennwagen, er hat die Gene eines Raubtiers, welches eine kundige Hand erfordert. Wer den Willen dieses Tiers brechen will, wird mit Gegenwehr rechnen müssen und im schlimmsten Falle, wird es eine zu forsche Fahrweise mit unerwarteten Adrenalinschüben bestrafen. Nicht dass wir mit dem Auto so weit gegangen wären, aber wer dem durchaus kommunikativen W198 zuhört, wird schnell merken, dass das Auto keine Gefangenen macht. Am Ende jedoch ist das Auto eine absolute Muss-Erfahrung für jeden Petrolhead, der SL ist mit keinem anderen Auto vergleichbar.
Die 3-Liter Maschine ist immer noch die erste, welche 1956 mit der Karosserie und dem Chassis verheiratet wurde. Zwischenzeitlich wurde aber eine Auszeit genommen, nämlich als man zwischen 2001 und 2003 das Auto seiner Komplettrestauration unterzogen hat. Die daraus resultierenden Motorendaten, Masse und Kompressionswerte wurden innerhalb der umfangreichen Dokumentation der Wiederherstellung umfangreich protokolliert. Nicht nur in Zahlen, sondern auch in Bildern.
Zustand
Wie soll man den Zustand eines absolut perfekt restaurierten und ebenso perfekt gewarteten Autos umschreiben, ohne dass es klingt wie bei Harry Wijnvoord? Ich versuch's mal; An der Karosserie findet sich kein einziger Makel, eine Delle oder sonst etwas, was die optische Erscheinung stört. Die Lackierung ist perfekt ausgeführt worden. Aus dem Motorraum könnte man, wenn man denn wollte, essen. Sämtliche Gummidichtungen sind weder porös, grau oder sonstwie gealtert. Der Innenraum sieht so gut aus, wie er riecht, alles funktioniert, nicht klappert, scheppert oder ist lose. Die Teppiche und die Lederteile sind frei von Abnutzung oder Beschädigungen. Und die Technik macht nach einer umfangreichen Überarbeitung, keinerlei Grund zur Sorge. Auch deswegen, weil das Auto die letzten 28 Jahre im selben Besitz seit der Restauration, auch regelmässig und vor allem auch dann gewartet wurde, wenn es eigentlich gar nicht nötig war. Ein entsprechendes Reparatur- und Servicetagebuch dazu ist selbstverständlich vorhanden, genau wie das Wartungsheft und zwei Ordner voll mit Dokumentation, Bildern, Belegen, Rechnungen und viel Korrespondenz.
Seriennummern analog zur Datenkarte
Originales und Originelles
Wir können das relativ kurz halten: Das Auto steht aktuell genau so da, wie es das Werk verlassen hatte (komplett matching #s). Einzige Ausnahme; der Innenraum ist aktuell in rotem Leder gehalten, die Erstauslieferung ist in schwarzem Leder erfolgt. Ansonsten entspricht das Auto komplett dem Zustand vom 28. Mai 1956. Dazu gehören folgende Zahlen und Sonderausstattungen:
Produktionsjahr: 1956
Versandtag: 28.05.1956
Auslieferung: Mercedes-Benz Paris Frankreich
Fahrgestellnummer: 1980406500125 (bestätigt)
Motornummer: 1989806500125 (bestätigt)
Chassisnummer: 1980406500119 (bestätigt)
Getriebenummer: 6500121 (bestätigt)
Vorderachse: 6500125 li / 6500125 re (bestätigt)
Hinterachse: 6500140 (bestätigt)
Lenkung: 6500156 (bestätigt)
Motor: Sauger
Hubraum: 2996ccm
Zylinder: Sechs in Reihe, längs eingebaut, 45° geneigt
Leistung: 215 PS bei 5‘800 U/min
Drehmoment: 280Nm bei 4‘600 U/min
Kraftstoffsystem: Direkteinspritzer (mechanisch)
Ventilsteuerung: Duplex Steuerkette
Getriebe: Vier Gänge manuell
Antrieb: Heck
Höchstgeschwindigkeit: ca. 260 km/h
Gewicht: 1295kg
Sonderausstattungen nach der Restauration:
Noch mehr Bilder dieser wunderschönen Ikone findest Du in unserer Galerie. Solltest Du Interesse an oder Fragen zu diesem Fahrzeug haben, benutze bitte das untenstehende Formular oder ruf uns unter untenstehender Nummer an. Wir werden uns selbstverständlich zeitnah bei Dir melden.
Gruss aus der Küche
Sold!