Short Facts

Motor

Karosserie

Getriebe

Antrieb

Zulassung

Kilometer

R6 3442 ccm

Roadster

Manuell 4-Gang

Heck

Veteran bis 2023

29'000

Edle schwarze Ritter

Kämpfer sind selten geworden in der heutigen Zeit. Wenn das Durchschnittsauto nicht mehr wirtschaftlich ist, wandert es für gewöhnlich in die Presse und erlebt im besten Fall eine Reinkarnation als Erbsendose oder als Retro-Toaster. Kaum vorstellbar, dass man einen vierzig Jahre alten Audi TT komplett restauriert, zumindest aus jetziger Sicht. Vielleicht hatte man bei diesem tiefschwarzen XK 120 damals dieselbe Überlegung gemacht, als er irgendwann das Ende seiner Wirtschaftlichkeit erreicht hatte und neben all den modernen Ferraris und Porsches nicht mehr bestehen konnte, wenn es um die Performance und die Annehmlichkeiten des Alltags ging, also elektrische Fenster, eine Klimaanlage oder so etwas selbstverständliches wie ein Dach. Wie bitte? Das Auto hat kein Dach? Und wenn es regnet? Nun, dann regnet es auch im Auto, wie herrlich unvernünftig muss man sein, dass man sich diesen Roadster in die Garage holt? Vielleicht war es weniger die Unvernunft, welche den XK 120 damals in die Restauration geschickt hat. Viel mehr schien jemand einen ausgeprägten Beschützerinstinkt in sich getragen haben, als er sich dazu entschied, diesem edlen schwarzen Ritter ein zweites Leben zu schenken und ihn als wahren Veteranen über die Strassen der Schweiz gleiten zu lassen. Und er hat damit Gutes getan.

Ab in die Schlacht?

Der schwarze Jag muss keine Schlachten mehr gewinnen, indem er den Haudegen mimt. Seine Geschwindigkeitsrekorde aus seiner frühen Zeit sind längst gebrochen und in den Geschichtsbüchern ausreichend vermerkt. Wo er aber dennoch und immer noch mühelos gegen die Jungen gewinnt, ist in seinem Auftritt. Trotz der schweren Schlichtheit seines schwarzen Lackkleides besitzt er eine unvergleichliche Leichtigkeit in seinen Formen, seinen Rundungen und dem Schwung in der Heckpartie, welcher einer Raubkatze im Ansatz zum Sprung nicht ungleich ist. Längst ist der XK adlig gesprochen und selbst wenn er einfach nur dasteht und über dem Asphalt lauert, dann darf man ihn ohne Bedenken als majestätisch bezeichnen. So, wie es sich für eine schwarze Raubkatze aus Coventry gehört.

Der Schrei nach Auslauf

Wenn man mal die Ästhetik des XK 120 ausblendet, und das ist gar nicht mal so einfach, dann bleibt die Essenz eines wahrlich rohen, kommunikativen und sehr aktiven Fahrerautos. Der 160 PS starke Reihensechszylinder hat mit seinen 265 Nm leichtes Spiel mit den rund 1150 Kilogramm Leergewicht und dies macht ihn nicht nur für ein Auto aus den frühen Fünfzigerjahren sehr sportlich, auch für heutige Massstäbe hat die Katze noch ordentlich Biss. Der XK fordert den Fahrer in allerlei Hinsicht, die teilsynchronisierte Mossbox mit ihren vier Gängen verlangt nach Übung in Zwischenkuppeln und Zwischengas. Die Trommelbremsen möchten mit Gefühl und Kraft gleichzeitig bedient werden und die erneuerte Lenkung setzt den Wunsch nach Richtungswechseln direkt und präzise um. Man muss geistig und körperlich zu 100 Prozent bei dem Auto sein, um es zu fahren. Und in Summe dieser Eigenschaften stösst der Jag in Dimensionen vor, welche  dem Kontrast zum alltäglichen Autofahren keinen Raum für Grautöne lässt. Das Auto ist mehr Maschine denn ein schlichtes Fortbewegungsmittel und die Faszination, diese Maschine zu beherrschen, ist omnipräsent. Dass dies auch noch von einem der bestklingenden Sechszylinder aller Zeiten akustisch untermalt wird, macht den Roadster perfekt für all jene, welche das Autofahren als Anlass zu einem Erlebnis nehmen möchten, mehr denn als dass man einfach an ein festgelegtes Ziel kommen möchte.

Der Innenraum

Ein Roadster ohne Dach, als solcher wurde der XK 120 gebaut und auch in den Jahren so gefahren, seitdem er im Jahre 1990 von einem renommierten Fachbetrieb in Zürich in seinen Urzustand zurückversetzt wurde. Dazu gehört auch, dass der Innenraum der Sonne ausgiebig ausgesetzt war und entsprechend Patina entwickelt hat. Dass bei den vielen Fahrten über all die Jahre auch Kampfspuren im Innenraum entstanden sind, zeugt von der Liebe zu diesem Auto und dessen Bestimmung als Fahrzeug, mehr denn als Stehzeug. Der XK war damit auch nie ein Garagenkönig, er war, naja eben, ein Ritter der Strasse. Das Auto wurde nicht nur als Freizeitentschleuniger eingesetzt, sondern bereicherte so manche Rallye und Raid als zuverlässiger Teilnehmer. Zweifellos, der Innenraum wurde im Zuge der Restauration auf höchstem Niveau in den Auslieferungszustand versetzt und rund dreissig Jahre danach sieht man ihm den Gebrauch und die kontinuierliche Pflege auch zweifellos an. Und dies verleiht dem Auto seinen ganz eigenen Charme und Charakter als Zeuge seiner Bestimmung; mit Freude gefahren und mit allen Sinnen wahrgenommen zu werden.

Dynamik

Wenn man die Fahrdynamik eines Autos in Worte fassen möchte, tut man dies gerne in Zahlen. Also, die Beschleunigungswerte. Und die Höchstgeschwindigkeit. Und damit kann man dann Autoquartett spielen. Aber irgendwie hat man dann immer noch keine Ahnung von der spürbaren Dynamik eines Autos. Bei diesem XK 120 kommen zu den eigentlichen, messbaren Werten noch jene Eindrücke dazu, welche die Sinne bedienen beziehungsweise fluten. Also zum Beispiel, dass es sich hier um eine erstklassige Open Air Veranstaltung handelt. Nicht nur, dass den Passagieren der Wind von allen Seiten ins Gesicht weht, auch akustisch scheinen die Sinneseindrücke von allen Seiten zu kommen. Der markante Auspuffsound und das ebenso markante Ansauggeräusch von den beiden SU Vergasern, wenn auch nicht ganz so präsent, verwöhnen in üppiger Weise. Und dann, selbstverständlich, der eigentliche Vorwärtsdrang der Katze. Die 3.4 Liter grosse Maschine mit ihren zwei obenliegenden Nockenwellen entfaltet die Leistung linear und feinfühlig, also tatsächlich kultiviert. Dass die Leitung noch da ist scheint keine Frage zu sein und da der Motor damals auch bis in seinen Kern hinein überholt wurde kann es natürlich sein, dass da noch das eine oder andere Pferd zu der Herde dazugestossen ist. Das Lenkgetriebe wurde 2017 komplett ersetzt und ist nun auch frei von unnötiger Luft um die Mittellage, dies macht den Roadster zu einem zielgenauen Kurvenschneidegerät, zumindest solange bis die komplett erneuerte Bereifung akustische Rückmeldung über die Grenzen der Fahrphysik geben.

Verzögern tut der Jag natürlich auch, mehr jedoch zeit- als standesgemäss. Die Trommelbremsen benötigen einiges an Kraft und man tut sich gut daran, die Routine mit dem Runterschalten und dem Bremsen etwas früher einzuleiten als dies bei anderen Autos der Fall wäre. Nicht weil die Bremsen schlecht wären, aber, in diesem Auto darf man sich für alles ein wenig mehr Zeit nehmen. Das macht diesen Jag auf seine eigene Art etwas anstrengender zu fahren, dafür ist er aber umso intensiver. Ein grosser Teil der Dynamik dieses Autos findet im Kopf statt. Und damit sind seine Kräfte auch dann noch sehr gut spürbar, wenn er schon wieder in der Garage steht und knisternd abkühlt.

Zustand

Wie bereits erwähnt, das Auto wurde vor rund 30 Jahren umfänglich restauriert und selbstverständlich wurde dies auch entsprechend fotografisch dokumentiert. In der Zwischenzeit wurde das Auto oft und gerne gefahren und wie es sich für einen solch legendären Kämpfer gehört, wurden auch immer wieder Investitionen getätigt. Fernab der normalen Wartungsarbeiten und den üblichen Wechseln der Betriebsflüssigkeiten wurden auch immer wieder kleinere Reparaturen getätigt, der Jag sollte immer bereit für einen Ritt über die Landstrassen sein. Die Arbeiten wurden selbstverständlich in einem Wartungstagebuch festgehalten, wurde immer von dem selben Spezialisten durchgeführt und sind nachvollziehbar.

 

Der allgemeine Zustand entspricht einem gepflegten, wenn auch gebrauchten Auto. Der Innenraum zeugt von der Sonne. Der Lack hat hie und da ein paar Kratzer, hierzu wird aber vor dem Besitzerwechsel nochmals intensive Sorge getragen. Die Chromteile sind frei von Oxidation oder Verformungen. Die  überschaubaren elektrischen Komponenten verrichten ihren Dienst tadellos und die Maschine macht einen gesunden und munteren Eindruck. Das Gepäckabteil beherbergt ein originales Ersatzrad und dicke, rote Teppiche. Und für den wenig erfreulichen Fall einer Reifenpanne liegt nicht weniger als Thor's Hammer dazu bereit, die Zentralmuttern zu lösen und wieder festzumachen.

Originales und Originelles

Der XK 120 hat seit Verlassen des Werkes in Coventry am 18. März 1952 und seiner Erstauslieferung in Belgien zweierlei Modifikationen an der Optik erfahren, ursprünglich war das Auto in Pastel Green ausgeliefert worden, in Verbindung mit einem Suede Green Interieur. Mechanisch sitzt auch nicht mehr der erste Motor und auch nicht das erste Getriebe in dem XK. Diese Angaben gehen aus dem aktuellen Jaguar Heritage Trust Certificate hervor. Abgesehen aber von diesen Abweichungen zum Auslieferungszustand entspricht das Auto seiner Zeit und hat damit selbstverständlich auch einen Veteraneneintrag.

 

In Summe handelt es sich bei diesem XK 120 nicht um eines jener Sammlerstücke, welche in einer Garage über Jahre hinweg sinnlos Staub ansetzen. Dieser XK ist ein rohes, ehrliches und vor allem, ein tolles Fahrerauto. Ob für die Ausfahrten an sonnigen Feierabenden, Sonntagen oder aber für auch Oldtimerrallies, dieser Roadster macht das wofür er gebaut worden ist, er lässt sich mit Freude fahren. Und dabei sieht er einfach unverschämt gut aus. Dies war sicherlich genau im Sinne seiner Erfinder.

Sold!

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